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Und nun zu Ostpreussen - dem Land der Elche

Aktualisiert: 13. Sept. 2022


Das Wappentier und Symbol Ostpreussens ist über alle Grenzen hinweg der Elch. Heimat dieser mächtigen Tiere innerhalb Ostpreussens war vor allem die von Flüsschen und Sümpfen durchzogene Landschaft am Kurischen Haff, eben dort wo auch unsere Vorfahren über Jahrhunderte siedelten.

Das Symbol der Elchschaufel (s.Abbildung) wurde seit 1787 auch bei den ursprünglichen Trakehner-Pferden verwendet wurde. Jedes Pferd wurde an seiner rechten Flanke mit einem einzigen siebenzackigen Elchgeweih gebrandmarkt. Für diejenigen meiner HAUPT-cousins hier in Amerika präsentiere ich euch Geschichten aus der Heimat! Wie vielleicht manche von Euch wissen, wurde Ostpreussen nach Ende des 2.Weltkreiges drei Ländern zufgeteilt - im Norden zu Litauen, der südliche Teil zu Polen und der mittlere Teil zu Russland. Auf diesen mittleren Teil, dem heutigen russischen Oblast Kaliningrad, bezieht sich unsere Geschichte. Unser Vorfahre Gustav Haupt verließ Deutschland 1914 und machte seinen Frauen und Kindern hier in Amerika ein neues Leben. Dieser Beitrag erzählt die Geschichte derer, die er zurückgelassen hat, insbesondere seines geliebten Bruders Daniel und seiner Familie. Das letzte Bild zeigt einen detaillierten Stammbaum.



Woher kamen unsere Vorfahren HAUPT und wie lebten sie?


Deutschland und Preußen haben im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen in ihren Grenzen durchgemacht. Ich möchte nur kurz den uns betreffenden Ausschnitt betrachten - er gehört heute zu Russland und ist innerhalb des historischen Osptreussens die Region östlich des Kurischen Haffs, die über Jahrhunderte zu Preussich-Litauen gehörte. Großenteils aufgrund seiner Lage unter dem Meeresspiegel ist sie von Flüsschen und Sümpfen durchzogen und nur schwer zugänglich. Als "Die Große Wildnis" bot sie den ursprünglichen Bewohnern, den Prussen und einigen litauischen Stämmen Zufluchts- und Siedlungsstätte während der über Jahrhunderte andauernde Kämpfe mit dem Deutschen Orden. Unsere Vorfahren aus der Linie der HAUPT`s (möglicherweise schon vor Beginn des 18. Jhdt.s aus den Niederlanden eingewandert) lebten hier z.B. als Krüger, Bauern und Fischer, fast immer siedelten sie an einem der Flussläufe. Noch bis ins 19. Jhdt hat sich in dieser Region neben Deutsch auch Litauisch als Alltagssprache erhalten. So wurde die Familie unserer drei Protagonisten Gustav, und Mathilde und Daniel Haupt urkundlich (Quelle Schulsozietät Lauknen) noch als litausche Seelen genannt. Wie Anna-Luise, die Tochter von Daniel berichtete, beherrschten diese drei auch noch die litauische Sprache.


Das Licht der Welt erblickten Gustav, Mathilde and Daniel in den 1870iger Jahren in der winzigen Mookolonie Julienbruch am Rande des Großen Moosbruches, in der die ursprünliche geografische Landschaft von Flüsschen, Sümpfen und unserem berühmten Wappentier noch am ehesten erhalten ist. Und auch heute noch durchstreifen diese majestätischen Tiere diese Landschaft, die sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer verwilderten Kulturlandschaft zurück entwickelt hat.Julienbruch gehörte zu den sechs Moorkolonien in Ostpreussen, die wohl zu den letzten in Europa errichteten Binnenkolonien zählen. Der Urgroßvater der Drei, Samuel Wilkowski ist ab 1824 als einer der ersten urkundlich genannten Kolonisten erwähnt ist. Dessen Enkeltochter Wilhelmine Wilkowski ehelichte später den Daniel Haupt aus dem benachbarten Kastaunen am Tawellfluß. So gelangten unsere Drei zu dem Familiennamen HAUPT. Die am Welmteich und an dem Flüsschen Greituschke gelegene Kolonie Julienbruch existiert heute leider nicht mehr, aber während eines Spazierganges durch diese verwunschene Landschaft kann man auf zwei überwucherten gepflasterten Waldwegen noch die Struktur der ausgelöschten Siedlung erahnen.



Erster Weltkrieg

Daniel Haupt (links) als Soldat im 1. Weltkrieg vor 1918. Ich habe gerade einen Hund hinter dem Wagen bemerkt! Sie können seine beiden Hinterläufen sehen.



18. Geburtstag um 1897

Anna-Luise Grade, die Braut von Daniel Haupt, zu ihrem 18. Geburtstag in Königsberg. In dieser wilhelminischen Ära wurden Blumen als Symbole verwendet. Maiglöckchen könnten als Sensibilität interpretiert werden. Anna-Luise stammt aus aus Ilmsdorf im Kreis Gerdauen in Ostpreussen.


Irgendwann um 1900 heiratete sie Daniel Haupt aus Julienbruch. Sie lebten zunächst in Königsberg und bekamen dort zwei Söhne Gustav (nach dem Onkel Gustav, der in die USA ausgewandert ist) und Hermann; beide sind dort noch als Kinder verstorben. Während des 1. Weltkrieges, als Königsberg zu unsicher wurde, zog man in die Nähe von Daniels Heimatdorf Julienbruch, nach Nemonien, einem Fischerdorf am Kurischen Haff. Dort wurden dann Paul, Willi und Anna-Luise geboren.





Neues Haus! im Frühjahr 1927

Das neue Haus von Daniel und Anna-Luise am Großen Friedrichsgraben entstand mit Unterstützung von Tante Mathilde, die nach Florida gezogen war. Er wurde am Rande des Großen Friedrichsgrabens errichtet. Man kann fast den Kanal links vom Haus sehen.

Von links nach rechts

Anna-Luise II., Willi, Paul, Anna-Luise I. und Daniel Haupt

Die beiden im Hintergrund sind die Schwestern von Anna-Luise 1, Auguste Hempel und Wilhelmine Neumann.


Was ist mit ihnen geschehen:

Auguste überlebte den Krieg, aber ihre Familie mit vier Personen ist noch in Ostpreussen 1946 in Wehlau an Hungerthyphus verstorben. Daniel und Anna-Luise 1 gelang die Flucht ebenfalls nicht. Am 21. Januuar 1945, bei der großen Flucht und bei über 20 grad minus waren sie gezwungen, Haus und Hof mit allen Tieren zurückzulassen. Aber es war schon zu spät. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Paul und Willi überlebten später den Krieg und gründeten eigene Familien in Westdeutschland. Anna -Luise gelangte nach geglückter Flucht mit dem Schiff nach Dänemark und dortiger Internierung konnte sie Ende 1947 nach Westdeutschland übersiedeln.

Paul Haupt mit Schuhmacherkollegen vor der Werkstatt in Seckenburg, wo er sein Handwerk erlernte. Ich denke, Paul ist der größte Mann in der Mitte. Sie können Seckenburg in der Karte oben finden - obere linke Ecke.


Schuhmacher offen für Unternehmen

Paul Haupt mit dem selbstgebastelten Werbeschild für seine Schuhmacherei. Das Haus lag direkt am Großen Friedrichsgraben, so dass das Schild von den vorbeifahrenden Booten aus sehr gut zu sehen war.



Paul heiratet

Hochzeitsfoto (ca. 1938 /39) von Daniels Sohn Paul und seiner neuen Braut Rosa Altrock. In der oberen Reihe links steht Daniels Tochter Anna-Luise Haupt. Das Foto und die Dokumentation der Familie finden Sie im Museum Alte Schule in Kelladen/Waldwinkel, wo Rosas Familie lebte.



Letzte Fotos

Das letzte Familienfoto vor der gescheiterten Flucht von Anna-Luise und Daniel.

In ihrem Haus am Großen Friedrichsgraben.

Stehend: Anna-Luise II (die Tochter von Daniel und Anna-Luise I)

Sitzend von links nach rechts: Anna-Luise I, Daniel, Irmgard (die Enkelin und Tochter von Paul und Rosa)


Der Flug - Auf der Flucht

Schätzungsweise sieben Millionen Deutsche hofften, zwischen dem 20. Januar und März 1945 aus Kurland (Lettland) und Ostpreußen evakuiert zu werden. Im Laufe der Tage ließ die Hoffnung für die eingeschlossenen Zivilisten allmählich nach. Das Fehlen eines kohärenten Evakuierungsplans ließ sie verzweifelt zurück. Nach Gerüchten über eine Evakuierung versuchten Tausende, die gefrorenen Gewässer zwischen Pilau und Danzig zu überqueren, aber russische Luftangriffe zertrümmerten das Eis und sie ertranken. Etwa 20 000 ertranken durch Schiffsunglücke auf der Ostsee. Die Flucht aus Ostpreussen haben etwa 150 000 Menschen nicht mehr geschafft. Die wenigen Überlebenden (geschätzt ca. 20 000) wurden bisz 1948 aus dem russisch verwalteten Teil Ostpreussens nach Deutschland deportiert. Von dieser Flucht wurde von den Menschen, die überlebt haben, nicht sehr oft gesprochen. In jüngster Zeit haben sich regional und online Gruppen gebildet, um diese Evakuierung und die Zeugnisse der Überlebenden zu dokumentieren und biographisch aufzuarbeiten. Sie bezeichnen die Veranstaltung normalerweise als "On the Run". Das Foto oben stammt aus dieser Zeit, stammt aber nicht aus der Familie Haupt.


Auf der Suche nach Familie

Aus der Zeit der Internierung in Dänemark (1945-1947) eine Suchkarte des Deutschen Roten Kreuzes, die Informationen über vermisste Angehörige anfordert.


Kinderlager in Dänemark

Anna-Luise II. gelang am 29. Februar 1944 die Flucht aus Ostpreußen auf dem MARS-Schiff nach Dänemark. Im Herbst 1947 konnte sie nach Deutschland emigrieren. Später traf sie dort ihre Brüder Willi und Paul nach deren Entlassung aus der Gefangenschaft wieder.

Das Foto stammt aus dem Jahr 1947 aus dem Lager Graaske. Zu diesem Zeitpunkt ging es den Interniertenbereits etwas besser. Anna-Luise II steht im Zentrum. Sie nähte hübsche Kleidung für die anderen Frauen aus karierter alter Bettwäsche, wie auf dem Foto zu sehen.


Wirte

Postkarte des Gasthauses von Ewald Haupt, das um 1900 bis in die 1930iger Jahre einem Onkel bzw. Cousin der Familie gehörte. Anna-Luise II. erzählte, dass sie ihren Vater Daniel Haupt als kleines Kind nach ein paar Schnaps oft von zu Hause aus begleitete. Vom Gasthof am Wasserkreuz bis zu ihrem Haus am Großen Friedrichsgraben war es nur wenige Schritte zu Fuß erreichbar.


Dieses Gasthaus befand sich in Nemonien am Kurischen Haffer. Es fiel in den 2000er Jahren einem Brand zum Opfer. An dieser Stelle direkt am Ufer des breiten Wasserkreuz des Nemonienstroms befand sich seit ca. 1600 ein Krug, so nannte man die Gasthäuser früher.


Gustavs Schwester Mathilde Haupt betrieb bereits vor 1910 ein eigenes Gasthaus in Königsberg. Sie fuhr mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das ist nicht sie, aber ich kann mir vorstellen, dass sie genauso lebhaft war wie diese junge Dame! Ihre erste Ehe schloss sie im Alter von 20 Jahren. Später wanderte sie nach Tampa, Florida in Amerika aus und heiratete einen Mann namens John Carl. Sie hatte nie Kinder.


Sie stand ihrem Bruder Daniel sehr nahe und schickte ihm Unterstützung aus Amerika. Sie hatte beabsichtigt, seinen Sohn Paul in die USA zu bringen, aber sie starb 1930, bevor sie ihr Versprechen erfüllen konnte.



Wir haben eine entfernte Hauptcousine, die in Bonn lebt (sie ist Reiseführerin). Sie hat die meisten Beschreibungen und Fotos für diesen Blogbeitrag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank, Cousin!


Wir haben auch einen anderen wunderbaren Hauptcousin, der Beamter in Bayern ist. Die Ewald Haupt Postkarte wurde von ihm zur Verfügung gestellt.

Vielen Dank, Cousin!


Für diejenigen in meiner amerikanischen Familie, kontaktieren Sie mich bitte, wenn Sie weitere Informationen wünschen. Sie können auch auf weitere Details in meinem Ancestry-Baum zugreifen. Ich kann Ihnen einen Link geben.

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